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Anstalt Irsee

Von 1849 bis 1972 ist in Kloster Irsee eine psychiatrische Anstalt untergebracht

Von 1849 bis 1972 ist in Kloster Irsee eine psychiatrische Anstalt untergebracht

Anstalt Irsee

by Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern

What is it about?

Von 1849 bis 1972 ist in Kloster Irsee eine psychiatrische Anstalt untergebracht. Nach Erlangen (1846 für Mittelfranken) und Irsee (1849 für Schwaben) entstehen innerhalb von 25 Jahren in allen bayerischen Bezirken „Kreisirrenanstalten“. Das heutige psychiatrische Angebot im Freistaat Bayern blickt also auf eine lange Tradition zurück.

App Details

Version
1.0.0
Rating
NA
Size
48Mb
Genre
Education Travel
Last updated
November 26, 2024
Release date
November 26, 2024
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App Store Description

Von 1849 bis 1972 ist in Kloster Irsee eine psychiatrische Anstalt untergebracht. Nach Erlangen (1846 für Mittelfranken) und Irsee (1849 für Schwaben) entstehen innerhalb von 25 Jahren in allen bayerischen Bezirken „Kreisirrenanstalten“. Das heutige psychiatrische Angebot im Freistaat Bayern blickt also auf eine lange Tradition zurück.

Heute ist Kloster Irsee ein Bildungszentrum und Tagungshotel. Ein Informationsraum erinnert an die Psychiatriegeschichte. Die ehemalige Prosektur ist als Gedenkraum für die Opfer der NS-„Euthanasie“ öffentlich zugänglich. Auf dem ehemaligen Anstaltsfriedhof findet die jährliche Gedenkveranstaltung für die Opfer der NS-Patientenmorde 1940 bis 1945 statt.
Über die Erzählungen der App erhalten Sie erhalten Sie Einblicke in das Leben von „Irrenpflegern“ und Patientinnen und Patienten. Sie erfahren, welche Rolle das Faschingskostüm eines „ostafrikanischen Riesengockels“ in der Anstaltsgeschichte spielt. Historische Bilder und Dokumente veranschaulichen den Anstaltsalltag. Beispielsweise können Sie in einem Film von 1940 dem Faschingsumzug folgen und PatientInnen bei der Arbeit in der Landwirtschaft zusehen.

Sie werden feststellen, dass über hundert Jahre alte therapeutische Konzepte erstaunlich aktuell sind. Gleiches gilt für ethische Fragestellungen, die sich wie ein roter Faden durch die Psychiatriegeschichte ziehen.
Wir laden Sie herzlich ein: Machen Sie sich selbst ein Bild!

Am 1. September 1849 wird in Kloster Irsee die erste stationäre Psychiatrie in Schwaben als „Kreis-Irren-Anstalt Irsee“ eröffnet. In ihrer Satzung heißt es: „Der Zweck der Anstalt ist Heilung und Verpflegung heilbarer und unheilbarer Geisteskranker beiderlei Geschlechts. … Die möglichst sorgfältige, menschenfreundliche Behandlung der Kranken bildet die erste Pflicht aller Beamten und [Angestellten] der Anstalt. … Jede körperliche oder geistige Misshandlung ist auf’s Strengste untersagt.“

Zunächst stehen in Irsee 80 Plätze für psychisch kranke Menschen zur Verfügung, später bis zu 200. Doch der Bedarf ist groß und die Anstalt bald überfüllt. 1876 wird die „Bayerische Heilanstalt für Geisteskranke in Kaufbeuren“ neu gebaut. Von nun an ist Irsee Zweigstelle von Kaufbeuren, überwiegend für chronisch kranke Patientinnen und Patienten.

Im Nationalsozialismus ist auch die Anstalt Irsee in vielfältiger Weise in „Euthanasie“-Aktionen eingebunden: 400 Patientinnen und Patienten werden von hier aus in Tötungsanstalten gebracht und dort ermordet. In Irsee selbst sterben zwischen 1940 und 1945 mehr als 800 Personen durch Vernachlässigung, Hungerkost oder tödliche Medikamentengaben.

1972 wird die Anstalt Irsee aufgrund baulicher Mängel geschlossen. Nach der Generalsanierung wird die Klosteranlage 1981 als Tagungs-, Bildungs- und Kulturzentrum des Bezirks Schwaben neu eröffnet. Zeitgleich wird auf dem Anstaltsfriedhof das erste dauerhafte Mahnmal für die Opfer der NS-„Euthanasie“ aus bayerischen Heil- und Pflegeanstalten eingeweiht. Seit 2010 findet dort am 1. November die Gedenkveranstaltung „Lichter gegen das Vergessen“ statt. 1996 wird die ehemalige Prosektur zum Ort des Gedenkens. 2023 wird sie saniert und der Gedenkraum erhält eine neue Gestaltung. „Stolpersteine“ vor dem Kloster erinnern an ermordete Patientinnen und Patienten. Der Informationsraum zur Anstaltsgeschichte mit zugehöriger App wird 2024 eröffnet.

„Anstalt Irsee – informieren, gedenken, bilden“ bettet die lokalen Ereignisse in den gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Zusammenhang ihrer Zeit ein. Individuelle Lebens- und Leidensgeschichten beleuchten verschiedene Perspektiven auf die Geschichte der Psychiatrie. Wir laden zum Innehalten, Nachdenken und Gedenken ein. Das Geschehene ist nicht ungeschehen zu machen. Die Opfer der menschenverachtenden NS-Politik waren Menschen wie wir. Das gilt auch für die Täter und Täterinnen sowie für diejenigen, die ihnen geholfen oder aber Widerstand geleistet haben. Es liegt an uns, aus der Geschichte zu lernen.

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